Viktor Farkas "Zukunftsfalle - Zukunftschance"
Leben und Überleben im Dritten Jahrtausend

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Leseproben

Die Kuh steht kurz vor dem Kalben. Allerdings nicht in einem Stall, assistiert von einem Veterinär, sondern im großen OP einer hochmodernen Tierklinik. Den Geburtsvorgang führen seltsamerweise Gynäkologen durch. Ein Kaiserschnitt ist notwendig, da das Embryo viel zu klein ist, um vom Muttertier ausgestoßen zu werden. Als das Neugeborene das Licht der Welt erblickt, stößt es einen Laut aus, der seit Anbeginn der Geschichte für zahllose Millionen Menschenmütter der schönste der Welt ist: den Schrei eines neugeborenen Babys. Ein solcher Vorgang hat stattgefunden. Nur das Menschliche am Neugeborenen ist - noch(!) - Fiktion. Laut Medienberichten ist es Wissenschaftlern der Universität Wisconsin in Madison, USA, 1998 gelungen, einen geklonten Affen auf die Welt zu bringen, ausgetragen von einer Kuh. Grundsätzlich steht dem Heranwachsen eines menschlichen Klon-Fötus in der Gebärmutter jedes größenmäßig geeigneten Säugetierweibchens prinzipiell nichts im Wege. Die Wissenschaftler in Wisconsin haben den Beweis geliefert, daß weibliche Säugetiere einer Gattung als Brutkästen für eine andere Säugetiergattung dienen können, uns eingeschlossen. Neben der Kuh/Affe-Kombination wurde bislang auch mit Schweinen, Ratten und anderem Getier als Zellkernspender experimentiert. Jedesmal bestimmte der in ein ausgekratztes Kuhei eingesetzte Zellkern der anderen Spezies, welches Lebewesen in der Kuh entstehen sollte. Aus Rattenerbmaterial wuchsen Ratten, aus Affenzellkernen Affen, usw. in der Gebärmutter der Grasfresserin heran und wurden von ihr schließlich geboren, wenn auch wegen der unterschiedlichen Größen, Tragzeiten, etc. nicht ganz problemlos.

Ein Lehrer in einem Land mit westlicher Ausrichtung gab seinen Schülern als Thema eines Aufsatzes, was sie tun würden, wenn sie nur noch fünf Tage zu leben hätten. Ein Elfjähriger schrieb: "Am ersten Tag würde ich besonders gut essen. Am zweiten Tag würde ich in einen Spielsalon gehen und viel Geld verspielen. Am dritten Tag würde ich mir eine Pistole besorgen, am vierten eine Weltreise machen und am Waikiki-Strand auf den Hawaii-Inseln baden. Am Tag, an dem ich sterben werde, werde ich meinen Vater zusammenschlagen und auf ihm herumtrampeln, und um elf Uhr, neunundfünfzig Minuten und neunundfünfzig Sekunden werden ich auf den Zug zum Himmel aufspringen." Ein Zwölfjähriger schrieb, er würde am ersten Tag alle Fenster zertrümmern, dann eine Bank ausrauben und das Geld verbrennen, dann einen Menschen zerstückeln, ein Haus anzünden, über dreihundert Leute mit einem Auto zusammenfahren und schloß: "Wenn ich das alles getan habe, wird es mir nicht leid tun, zu sterben." Andere der Kinder warfen in ihren Aufsätzen Bomben, zerstückelten ihre Eltern und ähnliches.

Die beiden Jungen kämpfen verbissen bei dem Videospiel gegen einander. Der zwölfjährige Computer-Wizard mit dem "Raumschiff Enterprise"-Käppchen über dem blonden Haarschopf ist frustriert. Bisher konnte er Sechzehn- oder Siebzehnjährige leicht besiegen, die mehr Zeit mit ihrem Computer verbrachten als mir irgend etwas sonst. Von den Erwachsenen ganz abgesehen, die vor vorne herein chancenlos waren. Aber diesen dunkelhaarigen Burschen mit dem lächerlichen Namen "Kanzi" kann und kann er nicht schlagen. Ob beim Autorennen, beim Abschießen angreifender Alienflotten, beim Herauslavieren aus teuflischen Labyrinthen, immer ist der Dunkle ein Spur schneller. Frust.
Nachdem "Kanzi" wieder gezeigt hat, wer der Herr im elektronisch-virtuellen Ring ist, widmet er sich mit Interesse und großer Kreativität dem Herumwerken an unterschiedlichen Holzstücken, wozu er selbst gebastelte Werkzeuge verwendet.
Na und?, mag sich jetzt mancher fragen. Ein junger Computerfan schlägt einen anderen und bastelt Werkzeuge. Was ist daran Besonderes?
Das Besondere daran ist, daß "Kanzi" ein afrikanischer Bonobo, ist, worunter nicht etwa der Name eines Eingeborenenstammes zu verstehen ist, sondern die korrekte Bezeichnung für eine Untergruppe unserer haarigen Vettern, die fälschlicherweise Zwergschimpansen genannt wird.
Dieser clevere Menschenaffe wurde im Yerkes-Forschungscenter im amerikanischen Bundesstaat Atlanta den unterschiedlichsten Tests unterzogen. Dabei legte er Talente an den Tag, mit denen nicht jeder Mensch mithalten kann, beispielsweise brachte er sich ohne Anleitung selbst eine komplexe Symbolsprache bei. Darüber hinaus vernichtete er ein weiteres Klischee, das den Homo sapiens angeblich weit über seine äffischen Vorfahren hinaushebt. Konträr zur gängigen Lehrmeinung, der Mensch sei das einzige Lebewesen (korrekter Tier), das Werkzeuge herstellt, sind Affen ebenfalls dazu in der Lage. Bislang war man nur bereit zu akzeptieren, daß Affen Werkzeuge verwenden und zum Mehrfacheinsatz bei sich tragen. "Kanzi" stellte sogar ohne Anleitung welche her.
Er war von selbst auf die Idee gekommen, mit einem scharfkantigen Feuerstein die Bindfäden eines Paketes zu zerschneiden, in dem Leckerbissen eingepackt waren. Anscheinend aus der logischen Erkenntnis heraus, daß man nie genug Werkzeuge haben kann, hatte er einen Flintbrocken auf den Betonboden seines Käfigs geworfen, wo er zerbrach. Aus den Trümmern hatte er ein geeignetes Stück ausgewählt und mit einem anderen Stein als Hammer solange bearbeitet, bis er aus dem Splitter ein "Steinmesser" geworden war. Eine Vorgangsweise, um nichts anders als die von Urmenschen.

Die Zukunft geht jeden von uns an, denn wir werden den
Rest unseres Lebens in ihr verbringen.

Spannend, turbulent, atemberaubend authentisch, überraschend, mutig, kritisch, grundlegend, ungewöhnlich, aktuell, mitreißend...
Seite für Seite räumt "Zukunftsfalle - Zukunftschance" auf mit Lügen, Verharmlosungen und Scheuklappendenken.

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